Manchmal ergreift sie mich.
Gleich einer Quelle, aus der gewöhnlich das Wasser stetig und ruhig herausquillt , die aber mit einem Mal unter mächtigem Druck steht und so viel Wasser verströmen möchte, dass es den Quellaustritt fast sprengt.
Manchmal schmerzt sie.
Wie eine Verletzung, die einen heftigen und zugleich einen eigenartig schönen Schmerz auslöst. Dann fühlt sie sich an wie eine Verwundung des Herzens, die ein Leiden der Liebe weckt, das mit keinem anderen Empfinden zu vergleichen wäre.
Manchmal lässt sie alles blass werden, was zuvor noch grell und bunt war. Alles, was wichtig zu sein schien, was mich freute, was mir Angst machte oder meine Aufmerksamkeit auf sich zog wird fahl in ihrem überhellen Strahlen.
Manchmal führt sie mich in eine Kapitulation, die allumfassend ist. Dann kann und will ich nichts anderes mehr, als mich von dem verzehren zu lassen, was das Ziel ihrer unbändigen Kraft ist. Ihr Sog lässt mich die Waffen meiner Selbstversicherung und Eigenmächtigkeit strecken und den Schild meiner Selbstverteidigung niederlegen.
Manchmal geht sie weit über das hinaus, was gewöhnliche Menschen für angemessen halten, doch deren Meinung ist angesichts der Realität ihrer befreienden Bedrängung unwichtig, wie ein ferner Ruf aus einem anderen Leben, in dem das Streben nach Erfolg, Geld und Macht regiert.
Sie ist bittersüß, herrlich und beschwerlich.
Sie ist schmerzhaft und heilend.
Sie ist eine der tiefsten Erfahrungen die ich kenne.
Ihr reines Feuer könnte ich auf Dauer nicht ertragen - zu stark ist ihr Brennen.
Sie hat nur ein Ziel und nur einer kann den Sturm ihrer Leidenschaft stillen.
Gestern Abend stand sie wieder vor mir und überwältigte mich, ohne um Erlaubnis gefragt zu haben. Sie überrannte mich wie eine Flut, die mich mitnehmen möchte an einen Ort, der fern ist und den ich dennoch mein Zuhause nenne.
Sie ist noch immer da, tut mir weh und erfüllt mich zugleich mit Schönheit.
Sie - die Sehnsucht nach Jesus.