Während meiner Bibellese stieß ich wieder einmal auf die folgenden, bekannten Worte aus dem Propheten Jesaja:
Eine Stimme ruft: In der Wüste bahnt den Weg des HERRN, ebnet in der Steppe eine Straße für unseren Gott! Jedes Tal soll sich heben, jeder Berg und Hügel sich senken. Was krumm ist, soll gerade werden, und was hüglig ist, werde eben.Dann offenbart sich die Herrlichkeit des HERRN, alles Fleisch wird sie sehen. Ja, der Mund des HERRN hat gesprochen.
Beim Lesen fiel mir wieder auf: der Aufruf „Bahnt den Weg“ ist an Menschen gerichtet.
Sie sollen etwas tun, was die Voraussetzung dafür ist, dass sich die Herrlichkeit des Herrn auf eine Art offenbaren wird, die niemand übersehen kann.
Natürlich deuten die Worte Jesajas auf das Kommen von Johannes dem Täufer hin.
Ich frage mich jedoch, ob sie nicht auch eine aktuelle Bedeutung haben.
Gibt es vielleicht etwas, das wir als Christen heute tun können, um Steine aus dem Weg zu räumen, die uns von der ersehnten Herrlichkeit Gottes trennen?
Was könnte der prophetische Aufruf für mein eigenes Alltagsleben bedeuten?
Wie kann ich eine „Bahn“ schaffen, auf der Gottes Schönheit mich erreicht?
Die Worte Jesajas stehen in einem ganz bestimmten örtlichen Rahmen: der Wüste.
Wir erleben in der Kirche Deutschlands eine Zeit, die man als geistliche Wüstenzeit bezeichnen könnte: Nicht nur einzelne Christen, sondern ganze Gemeinschaften und Konfessionen sind davon betroffen.
Können uns Jesajas Worte vielleicht dabei helfen, aus dieser Wüste herauszufinden?
In der Bibel gibt es Berichte darüber, wie ausgerechnet in der heissen, trockenen und einsamen Umgebung von Wüsten geistliche Aufbrüche entstanden. Zum Beispiel erlebten Mose, Elia und Jesus dort Begegnungen mit Gott oder seinen Engeln, die anschließend das Leben vieler weiterer Menschen veränderten
.
Meine Frage lautet: Was haben sie in der Wüste jeweils GETAN, um Gott einen Weg zu ebnen?
Da ist Mose, der abseits seines Weges einen Dornbusch sah, der brannte, aber nicht verbrannte. Er sagte sich: „Ich will vom Weg abbiegen und mir diese außergewöhnliche Erscheinung ansehen.“
Daraus möchte ich lernen, in der kommenden Zeit mit offeneren Augen durch meinen Alltag gehen, um nicht an den Dingen vorbeizugehen, die mir Gott zeigen möchte. Ich will den Mut finden, von einem eingeschlagenen Weg abzubiegen, anzuhalten und in Ruhe zu betrachten, was ich sehe - vielleicht bereite ich dadurch eine Bahn für Gott.
Da ist Elia, der sich sowohl äußerlich als auch innerlich in einer Wüste befand. Er war auf der Flucht und so niedergeschlagen, dass er sterben wollte. Er hielt Gott vor, wie sehr er sich für ihn eingesetzt, dafür aber nur Verfolgung geerntet habe. Gott aber geht gar nicht auf das Jammern Elias ein. Er gibt ihm stattdessen einen neuen Auftrag. Elia soll den Weg zurück durch Wüste anzutreten, um zwei Könige einzusetzen.
Aus dieser Geschichte möchte ich lernen, nicht beim Jammern stehenzubleiben, sondern hinzuhören, was Gott mir in der Wüste sagen möchte und was er mit mir vorhat.
Das scheint mir ebenfalls eine Möglichkeit zu sein, Gott einen Weg zu ebnen.
Und da ist Jesus. Er wurde vom Geist Gottes selbst in die Wüste geführt. Im Zustand körperlicher Schwachheit erduldete und widerstand er dort den Versuchungen des Satans, die ihm eine sofortige Entlastung und eine scheinbar große Zukunft anboten. Jesus blieb standhaft und kehrte schließlich - erfüllt mit der Kraft des Heiligen Geistes - nach Galiläa zurück.
Von seinem Beispiel möchte ich lernen, in Zeiten geistlicher Dürre nicht die erstbesten Auswege zu suchen. Lieber möchte ich die Optionen anhand des Wortes Gottes prüfen und lernen, auszuharren, wenn diese der Bibel widersprechen.
Die Wüste ist ein Ort an dem bedeutende Veränderungen geschehen können.
In der Wüste zeigt sich, ob wir bereit sind unseren gewohnten Weg zu verlassen. Unser Jammern darf verstummen und sich in ein Hören auf Gott verwandeln Selbst in der größten Dürre dürfen wir lernen, auf Gottes Wort zu vertrauen.
Es gibt noch vieles mehr, was wir aus den Wüstenerfahrungen biblischer Gestalten lernen können - persönlich und als Kirche in Deutschland. Ich hoffe, dass wir das tun. Ich hoffe, wir tun unser Bestes, um Gott einen Weg zu bahnen. Unser Land braucht seine Herrlichkeit.
Alles Liebe. Rainer
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