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AutorenbildRainer Harter

FOMO


Bevor ich „FOMO“ erkläre, möchte ich das Kürzel zuerst in einen Kontext stellen:








„Tempus fugit“ sagt der Lateiner, bzw. schrieb der römische Autor Publius Vergilius Maro im ersten Jahrhundert vor Christus in seinen „Gedichten vom Landbau“. Ins Deutsche könnte man die beiden Worte mit „Unwiederbringlich entflieht die Zeit“ übersetzen.

Und tatsächlich: Wer von uns hat nicht selbst schon erlebt, dass die Zeit rasend schnell vergehen kann?

„Gestern“ wurde ein Kind geboren und schon geht es in den Kindergarten. Gerade erst hat man angefangen ein spannendes Buch zu lesen, schon muss man das Licht löschen, um zu schlafen. Am Ende eines Urlaubs hat man das Gefühl, dass die Tage - schwupps - wie im Fluge vergangen sind. Und war nicht „letzte Woche“ noch Frühling?

Zeit ist ein kostbares Gut, das uns Menschen anvertraut wurde. Wie aber geht man mit seiner Zeit am besten um? Man weiß ja schließlich nicht, wie viel davon einem geschenkt ist. Hat man noch viele Jahre vor sich oder ist die Uhr vielleicht morgen bereits abgelaufen? Was bedeutet es, die Zeit auszukaufen und in welchem Maße und mit welchen Inhalten füllt man seine Stunden?

Nie zuvor gab es so viele Möglichkeiten der Beschäftigung oder des „Zeit-Vertreibs“, so viele Angebote und gefühlt doch so wenig Zeit - womit ich zu „FOMO“ komme.

Die Abkürzung FOMO (engl.: Fear of missing out) beschreibt die Angst, etwas zu verpassen und sich für eine Aktivität entschieden zu haben, die im Nachhinein und im Vergleich zu anderen Optionen nicht die richtige war - also letztlich Zeit-Verschwendung.

Besonders unter jungen Menschen ist das Phänomen verbreitet, was nach Studien der hohen Social-Media-Nutzung geschuldet ist. Angeblich haben (laut jugendnotmail.de) ca. 56% aller Social-Media-Nutzer FOMO erlebt und etwa 69% der Millennials erleben es täglich.

FOMO ist ungesund und so bieten Krankenkassen auf ihren Webseiten schon Informationen zur Frage „Was kann man gegen die Angst, etwas zu verpassen, tun?“ an.


Doch nicht nur die Zeit junger Menschen ist oft randvoll ausgefüllt mit zum Teil unnötigen Beschäftigungen. Auch ältere Menschen kennen das Gefühl, etwas zu verpassen, nicht zu erreichen, nicht gesehen oder ausprobiert zu haben.


Manchmal geht es auch mir so. In meinem Kopf und Herzen wird noch immer dasselbe bunte Feuerwerk aller möglichen Ideen abgebrannt wie früher. Doch je älter ich werde, desto klarer wird mir: Einige Ideen können nicht umgesetzt werden. Bestimmte Länder werde ich niemals besuchen und so manches Projekt aus Zeitgründen nicht umsetzen können. Schade! Ich hoffe aber insgeheim, dass mein Traum von der Atlantiküberquerung mit dem Segelschiff doch irgendwann in Erfüllung geht.


Im menschlichen Leben geht es nicht darum, die eigene Zeit mit möglichst vielen Erlebnissen und Erfolgen zu füllen. Die Frage des Mithalten-Könnens, wenn andere von ihren Reisen, Karrieren, ihrem Besitz oder der Zahl gelesener Bücher erzählen ist letztlich unwichtig.

Meinem Verständnis nach lässt sich die Antwort auf die Frage, was man erreicht und erlebt haben muss in ein einziges Wort fassen: Beziehung.

Lebendige Beziehungen zu Menschen, für die wir uns bewußt Zeit nehmen, lassen unser Leben erfüllt sein. Und Zeit, die wir uns für eine Liebesbeziehung zu Gott, dem Vater, Sohn und Heiligen Geist nehmen, ist nie verschwendet, sondern gewährt uns Zutritt in das Erleben purer und zeitloser Schönheit.


Alles Liebe. Rainer


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